Interview mit Uwe Richter Vereinsvorsitzender des Wassersport Warnow Rostock
Bevor wir zu den Neuigkeiten im Trainerteam des WSW Rostock kommen, fassen Sie bitte die Saison 2020 kurz zusammen.
Ziel für dieses Jahr war es, im Wasserball-Nachwuchsbereich unter die besten acht Teams Deutschlands zu kommen, was uns sensationeller Weise sogar mit gleich drei Jugendmannschaften gelungen ist. Begonnen hat es mit einem gewaltigen Paukenschlag unserer U12, die es bis in das Finalturnier (final four) geschafft hat. Dort war das beste Ergebnis ein 10:11 gegen Vize Nürnberg. Das Platzierungsturnier (5.–8. Platz) der Deutschen Meisterschaft unserer gemischten U14 und die Dreier-Endrunde der weiblichen U14 konnten leider nicht mehr ausgespielt werden, weil es am 20.10.20 einen zweiten Lockdown in der Sportart Wasserball gab.
Mit dem ägyptischen Sportwissenschaftler Prof. Dr. Mohamed Gad ist Ihnen eine spektakuläre Neuverpflichtung gelungen. Welche Aufgaben übernimmt der Neuzugang? Wie sind die Planungen für
die nächsten Jahre?
Prof. Dr. Gad hat bei uns nach den Sommerferien als Spezialist für Schwimm- und Fitnesstraining angefangen. Damit ergänzt er unser siebenköpfiges Trainerteam optimal. Mit unserem ehemaligen ungarischen Cheftrainer Sándor Vass laufen derweil Verhandlungen. Er soll mit seinen Erstliga-Erfahrungen in Ungarn und Deutschland unser Frauenteam in einem Jahr in die 1. Bundesliga führen und auch dafür sorgen, dass unsere U16/ U18 den Übergang in den Männerbereich gut meistert. Hier ist ein Einstieg in die 2. Bundesliga Nord geplant.
Nun sind das im Frauen- und Männerbereich ja recht hoch gesteckte Ziele. Wie soll es im Nachwuchsbereich weitergehen?
Mit den Jahrgängen 2010 und 2011 haben wir begonnen, getrennte Teams für Mädchen und Jungs zu bilden. Da wir bereits in jeder Altersklasse in zwei verschiedenen überregionalen Jugendligen spielen, kann das in der Praxis auch gut funktionieren. Besonders die Mädchen werden davon enorm profitieren und in wenigen Jahren bereits ganz oben mitspielen. Der schwierigen Situation bei den Wassertrainingszeiten im Hallenbad werden wir weiterhin mit einem ganzheitlichen Konzept entgegenwirken. Ich rechne aber auch mit kleineren Verbesserungen in den nächsten Jahren, was das Wassertraining betrifft.
Was verbirgt sich hinter dem erwähnten ganzheitlichen Konzept?
Wir haben aufgrund des Mangels an Wasserzeiten inzwischen mehr Training an Land als im Wasser. Dort wird sehr viel für die Fitness der Sportler getan, aber auch die taktische Ausbildung findet hauptsächlich an Land statt. Besonders hervorheben möchte ich auch unsere regelmäßigen "Ausflüge" in andere Sportarten. Beispielsweise trainieren unsere Wasserballer im Sommer Kanupolo und haben auch dort schon erfolgreich Wettkämpfe bestritten.
Nun gab es aufgrund der sehr erfolgreichen Arbeit der letzten Jahre schon Abwerbeversuche der besten Talente von Bundesstützpunkten. Wie geht der Verein damit um?
Wir kämpfen zusammen mit anderen Vereinen, wie z.B. Hildesheim oder Cuxhaven, gegen die frühzeitige Zentralisierung an Bundesstützpunkten. Der Wasserballsport wird damit schon ab der U12 in der Breite zerstört und hoffnungsvolle Talente frühzeitig verheizt, um für die Stützpunkte Meistertitel zu holen. Wir möchten erreichen, dass besondere Talente ausreichend Zeit bekommen, um sich im Heimatverein zu entwickeln und dem Wasserballsport damit auch außerhalb der Stützpunktstruktur eine Entwicklungschance zu geben.
Wenn die Wasserball-Talente die nächsten Jahre in Rostock bleiben sollen, wie will der WSW die Bedingungen im Training und Wettkampf so gestalten, dass diese Entscheidung sich später
nicht als falsch erweist?
Wir haben seit diesem Schuljahr erstmals mit Fiete Sweers (Jahrgang 2010) einen Wasserballer an der Rostocker Sportschule. Er trainiert im Landesleistungszentrum Schwimmen bei Herrn Stut. Uns ist es mit der Unterstützung von Herrn Stut gelungen, unsere beiden Kandidaten für eine NK2-Nominierung – Kateryna Miftakhova (2007) und Marian Kob (2008) – mit mehreren zusätzlichen Schwimmeinheiten pro Woche dort unterzubringen. Im Wettkampf sehe ich keine größeren Probleme, weil unsere Leistungsträger immer auch in den höheren Altersklassen Erfahrung sammeln können.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Wasserball U12 des WSW Rostock in Stuttgart bei der Deutschen Endrunde 2020